Nikolaus Katzer
Vorwort
Projekte solchen Umfangs und Formats haben in der Regel eine lange Vorgeschichte und setzen eine intensive Sondierung und Projektierung voraus, bevor sie ins Stadium konzentrierter Erschließung und Bearbeitung eintreten können. Sie finden ein (vorläufiges) Ende, wenn zuvor definierte Teilschritte erfolgreich abgeschlossen werden können, Fördermittel zur Neige gehen oder andere Aufgaben Herausgeber/innen und Bearbeiter/innen veranlassen, sinnvolle Schnitte vorzunehmen. Jedes große Vorhaben namentlich im Bereich der Digitalisierung von Akten und ihrer Online-Publikation steht in seinem Verlauf vor solchen Entscheidungen. Dies gilt erst recht für den Fall, dass – wie bei dieser Edition – die Originale in transkribierter Form zugänglich gemacht werden sollen, was einen beträchtlichen Mehraufwand bedeutet. Zu einem tatsächlichen Abschluss können solche Unternehmungen schon deshalb nicht führen, weil die erschlossenen Quellen stets auf neue Bestände verweisen, die für den thematischen Zusammenhang einschlägig sind und mit guten Gründen ebenfalls eine Veröffentlichung verdienten.
Trotz einer stets offenen Situation ist die Publikation von umfänglichen Teilbeständen wohlbegründet, wenn sich das gesamte Vorhaben in sinnvoll abschließbare Phasen gliedern lässt. Dies wiederum setzt eine sorgfältige Planung, umsichtige fachliche Beratung und konzentrierte Durchführung voraus. Das Projekt zu den Relationen vom russischen Hof, dessen Ergebnisse im Folgenden der internationalen Forschung frei zugänglich gemacht werden, verdankt seinen erfolgreichen Abschluss einer glücklichen Mischung aus diesen drei Elementen. Es hatte sich von Beginn an zum Ziel gesetzt, unter Mitwirkung eines fachlich qualifizierten Teams von Transkribenten eine hinreichend große Zahl von Gesandtenberichten ausgewählter europäischer Höfe für kürzere, aber historisch relevante Zeiträume zu erschließen, um damit auf das außerordentliche Forschungspotential dieser gewaltigen Bestände zu verweisen und eine solide Grundlage für künftige wissenschaftliche Untersuchungen zu schaffen.
Die Edition der Gesandtschaftsberichte von sechs Höfen im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation über die Höfe in Moskau und Sankt Petersburg während der zwei Schlüsselzeiträume 1690 bis 1695 und 1725 bis 1730 darf als Resultat eines erfolgreichen Zusammenwirkens von Förder- und Forschungseinrichtungen, wissenschaftlicher und technischer Expertise, akademischer Wissenschaft und archivalischer Kompetenz sowie exzellenter begleitender Beratung verstanden werden. Die von der Krupp-Stiftung und der ZEIT-Stiftung unterstützte Edition stellt die für die Epoche besonders wertvollen, aber bislang weitgehend unerschlossenen Quellen bereit, einschließlich datenbankbasierter Recherchemöglichkeiten.
Durch die Veröffentlichung auf der Internetplattform der Max Weber Stiftung perspectivia.net wird ein weltweit freier Zugriff ermöglicht. Dies lädt ein, das Material für Qualifikationsarbeiten, vergleichende monographische Untersuchungen oder Verbundprojekte zur Großen Politik weiterer europäischer Herrscherhäuser und Fürstenhöfe zu nutzen.
Ausdrücklicher Dank gebührt allen, die konzeptionell, institutionell, finanziell und durch persönliches Engagement zum Gelingen des Vorhabens beigetragen haben. Auf diese Weise ist über die Vorbereitungsphase sowie die zweieinhalbjährige Projektlaufzeit ein Gemeinschaftswerk wissenschaftlichen Wollens und praktischer Zusammenarbeit entstanden. Das Editionsprojekt geht auf eine Initiative von Lorenz Erren zurück und wurde von ihm erstmals 2010 auf einem internationalen Workshop am DHI Moskau öffentlich vorgestellt. Franziska Schedewie entwickelte das Vorhaben seit 2012 weiter und begann mit der Erschließung der Quellentexte. In fruchtbaren Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen insbesondere an den Universitäten Jena und Heidelberg ergaben sich für sie zahlreiche zusätzliche Anregungen für die konzeptionelle Weiterentwicklung der Edition. Mit kreativen technischen Lösungen hat namentlich – neben den Teams der unten genannten Einrichtungen – Dr. Stefan Müller wesentlich zum Gelingen beigetragen.
- die Fördereinrichtungen:
Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung (Essen)
ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius (Hamburg) - die Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats:
Prof. Dr. Paul Bushkovitch (University of Yale)
Prof. Dr. Jan Kusber (Universität Mainz)
Prof. Dr. Francine-Dominique Liechtenhan (Universität Paris)
Prof. Dr. Christine Roll (Universität Aachen) - die Archive:
Österreichisches Staatsarchiv / Haus-, Hof- und Staatsarchiv
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz
Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden
Schleswig-Holsteinisches Landesarchiv
Landeshauptarchiv Mecklenburg-Schwerin
Niedersächsisches Landesarchiv - Staatsarchiv Wolfenbüttel
Staatliches Russisches Historisches Archiv (RGIA) Sankt Petersburg - die Unterstützung und Kooperation bei Technik und Software:
Forschungsnetzwerk und Datenbanksystem (FuD) (Universität Trier)
Geschäftsstelle der Max Weber Stiftung (Bonn)
Dieser Textbeitrag wurde im Februar 2018 ergänzt.