Meine teuerste Schwester
Ich bin heute sehr glücklich gewesen. Ich empfange zwei Ihrer Briefe, meine teure
            Schwester, den einen vom 17. Februar [1755 ]und den anderen vom 20.[ Februar 1755], aus Orange datierend. Ich bin entzückt, dass Sie sich die Zeit [damit ]vertreiben, die Altertümer des Landes zu sehen, in dem Sie sind. Und ich zweifele
            nicht, dass Sie überall gute Gesellschaft vorfinden. Sie würden Sie allein ausmachen,
            wären Sie in Sibirien. Wir leben hier in kompletter Abgeschiedenheit, keine Menschenseele
            beehrt uns mit ihrem Besuch. Die Flüsse tauen auf und bald werde ich mich militärischen
            Aufgaben widmen. Derweil habe ich mich wieder auf die Komposition geworfen, und ich
            mache mir einen Spaß daraus, schlechte Soli für die Flöte zu machen. Friedrich II. komponierte ca. 120 Sonaten für Flöte, vier Flötenkonzerte, eine Sinfonie
                  (unfertig geblieben) u. diverse Arien vor allem in seiner Kronprinzenzeit in Rheinsberg.
                  Als Kronprinz begann Friedrich heimlich, Flötenunterricht bei dem Flötenvirtuosen
                  und Komponisten Johann Joachim Quantz (1697-1773) zu nehmen. Zudem erhielt er Kompositionsunterricht
                  von Gottlieb Hayne (1684–1758), Berliner Domorganist unter Friedrich Wilhelm I. Friedrich
                  II. hat offenbar „respectabel“ die Traversflöte gespielt. Ich weiß nicht, meine teure Schwester, wann Sie die Italienreise unternehmen werden.
            Ich bitte Sie, es mir anzuzeigen, damit mein Vorstellungsvermögen, das Sie sucht,
            wissen möge, wo Sie zu finden sind. Bewahren Sie mir gütigst Ihre kostbare Freundschaft
            und zählen Sie auf mein Herz, das Ihnen überall hin folgt. Dies sind die Gefühle,
            mit welchen ich für immer bin,